Die schuttbedeckte Gletscherzunge des Jamtalferners in Tirol als Panorama-Aufnahme. © Clemens Hiller/ÖAW

Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Innsbruck entwickelten eine neue Methode zur genaueren Analyse von Geröllablagerungen auf Gletschern. Damit könnten künftig exaktere Einschätzungen der Gefährdung durch den voranschreitenden Gletscherschwund ermöglicht werden.

Der massive Gletscherrückzug im Hochgebirgsraum hat erhebliche Auswirkungen auf Gebirgsabflüsse. Durch ein innovatives Analyseverfahren mit Hilfe von Drohnen-Vermessungen haben Wissenschaftler des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Arbeitsbereichs Wasserbau der Universität Innsbruck nun neue Einblicke in die Geröllablagerungen im Gletschervorfeld des Jamtalferners in Tirol bekommen.

Mit Gletscherschwund und zunehmender Steinschlagaktivität sammeln sich Schutt und Geröllablagerungen an den Gletscherzungen an, die sehr instabil und anfällig für Erosion sind. Besonders bei Starkregen nimmt der Gletscherbach zusätzlich Sediment auf und kann den Siedlungsraum gefährden. Mittels eines neu entwickelten Analyseverfahrens gelang es Innsbrucker Wissenschaftlern die Sedimente im Umfeld des Jamtalferners in Tirol genauer zu untersuchen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin "Geomorphology".

Präzise 3D-Modelle

Die neue Methode setzt auf photogrammetrische Drohnenvermessungen, mit deren Hilfe sich präzise 3D-Modelle erstellen lassen, die zeigen, wie sich die Sedimente an der Oberfläche zusammensetzen. "Unser innovativer Forschungsansatz erkennt und kartiert Korngrössenverteilungen und deren Veränderungen im Gletschervorfeld auf Grundlage der topographischen Oberflächenrauheit", erläutert ÖAW-Gebirgsforscher und Studienautor Clemens Hiller. "Das verbessert unser Verständnis der Sedimentdynamik in hochalpinen Einzugsgebieten und hat praktischen Nutzen für Fragen des Umweltmonitoring, des Naturgefahrenmanagements und der Landschaftsentwicklung."

Durch die regelmässige Befliegung mit der Drohne gibt es aktuelle und hoch aufgelöste 3D-Modelle, die Veränderungen erkennen lassen. "Für uns ist die Korngrössenverteilung wichtig, so nennt man die Komposition aus Einzelkörnern und ihrer Grösse. Die Grösse ist massgeblich für die Frage, ob diese durch Niederschlag und Schmelzwasser transportiert werden können oder nicht", so Hiller.

Perspektiven für neue Prognosen

Das neue Analyseverfahren könnte in Zukunft dabei helfen, Prognosen abzugeben, in welchem Ausmass Sedimente im Gletschervorfeld für die talauswärts liegende Infrastruktur gefährlich sind. "Langfristig wird es in diese Richtung gehen", sagt Hiller: "Im Moment sind wir noch in dem Stadium, dass wir Prozesse besser verstehen möchten, wie sich die Gletschervorfelder verändern."

Blick Richtung Galtür mit Jambach und angrenzenden Schotterflächen. © Clemens Hiller/ÖAW
Blick Richtung Galtür mit Jambach und angrenzenden Schotterflächen. © Clemens Hiller/ÖAW