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Nur einen Tag nach dem Lieferstart in den USA haben Modder es bereits geschafft, das Amazon-Tablet "Kindle Fire" erfolgreich zu rooten und damit unter Kontrolle zu bringen. Dies ermöglicht den Zugriff auf erweiterte Funktionen der auf dem Gerät laufenden Android-Version und auch die Überschreibung dieser mit einem selbst angepassten Derivat.

Gadget-Experte Sascha Pallenberg sieht das als Glücksfall für die Modding-Community und hält Amazon für den vielversprechendsten Konkurrenten für das Apple-Ökosystem.

Der Source-Code der von Amazon umfassend veränderten und an die eigenen Contentkanäle angepassten Version des Betriebssystems stand bereits zur Verfügung, das Einspielen eigener Bearbeitungen war bislang aber noch nicht möglich. Dabei gestaltet sich der Rooting-Prozess selbst für Anfänger relativ einfach. Das Tool Superoneclick, das auch zum Freigeben vieler anderer Android-Geräte genutzt werden kann, erledigt die Arbeit mit einem Klick. Der User benötigt nur noch ein kompatibles Abbild von Googles OS. Verschiedene Modder arbeiten bereits an entsprechenden Portierungen.

Modding keine Bedrohung für Amazon

Pallenberg erwartet die Ausbildung einer regen Modding-Community um den Kindle Fire. Das Device ist unter den Mitgliedern des "Szene-Forums" XDA-Developers, das über eine Mio. Mitglieder zählt, schon seit Längerem das Top-Thema. Die Möglichkeit, Kindle Fire mit einer angepassten Android-Version von seiner engen Bindung zu Amazon zu befreien, wird dem Erfolg für den umtriebigen Content- und Warenanbieter jedoch keinen Abbruch tun, meint der Experte. "Der Anteil der Nutzer, die das Fire mit einem Custom-ROM ausstatten werden, dürfte im einstelligen Prozentbereich liegen. Der Durchschnitts-User wird dem Amazon-Ökosystem treu bleiben und das weiss man dort auch", erklärt der Fachmann. Im Gegensatz zu vielen anderen Geräten verfügt der Touchscreen-PC nicht über einen Bootloader, der eine schwer überwindbare Hürde für das Einspielen eigener Software darstellt.

Konkurrenz für Apple

Der Gadget-Experte sieht Amazon als den wahrscheinlich grössten Konkurrenten zum Inhalts-Imperium von Apple. Gestützt wird diese Annahme von den Prognosen, die dem Gerät einen kometenhaften Start vorhersagen. "Der Kindle Fire soll sich bis zum Ende des Jahres fünf Mio. Mal verkaufen. Er würde innerhalb von sechs Wochen das erfolgreichste Android-Tablet aller Zeiten werden", schildert Pallenberg. "Für die Modding-Community ist das ein Glücksfall." Er erwartet innerhalb der kommenden vier Wochen erste kompatible Android-Images für das Tablet, das derzeit mit der Version 2.3 "Gingerbread" läuft. Mit einem offiziellen Update auf Grundlage von Android 4.0 rechnet der Kenner nicht. "Ice-Cream Sandwich benötigt mehr Hardware-Ressourcen. Erste Tests zeigen, dass der Fire da einfach nicht mithalten kann."

Offenheit als Trumpf

Für Googles Betriebssystem sieht laut Pallenberg die Zukunft ebenso rosig aus. "Ein freies OS, insbesondere wenn es hochwertig ist, wird sich immer gegen proprietäre Lösungen durchsetzen. Was Linux auf dem Desktop nie geschafft hat, macht Android auf dem dynamischsten IT-Markt weltweit vor", so Pallenberg abschliessend. Webgigant Google setzt viel daran, seine Entwicklung rechtlich abzusichern und hat vor wenigen Monaten ein Patent-Paket von IBM und die Mobility-Sparte von Motorola übernommen.