Roland Busch (Bild: Siemens)

Der deutsche Physiker Roland Busch, der als Nachfolger von Joe Kaeser seit 3. Februar dieses Jahres Konzernchef von Siemens ist, will das Wachstum des Münchner Technologieriesen mit einer stärkeren Ausrichtung auf Software vorantreiben. Der Umsatz von Siemens soll vom Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) an um fünf bis sieben Prozent pro Jahr zulegen, wie der 56-Jährige auf dem ersten Investorentag nach seinem Amtsantritt ankündigte. Bisher hatte sich Siemens vier bis fünf Prozent vorgenommen. Mit Software sollen sich deutlich höhere Renditen erzielen lassen, so Busch.

"Unsere Wachstumsmotoren sind Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit", erklärte Busch. "Dabei verstärken sich unser Kerngeschäft und unser Digitalgeschäft gegenseitig." Auch von den billionenschweren Konjunkturprogrammen nach der Corona-Krise, die auf Infrastruktur und Klimaschutz ausgerichtet sind, werde Siemens bei Verkehrs- und Gebäudetechnik profitieren.

Das Geschäft mit digitalen Produkten und Dienstleistungen macht mit 5,3 Milliarden Euro nur knapp ein Zehntel des Umsatzes von Siemens aus, soll aber bis 2025 um jährlich zehn Prozent wachsen. Viele Märkte, in denen Siemens-Kunden tätig sind, seien noch wenig digitalisiert, sagte Busch. "Wir wollen diese Märkte neu erfinden."

Dabei steht das Software-Geschäft selbst vor dem Umbau. Statt Lizenzen für Produktionsplanungs- und Konstruktions-Programme zu kaufen und zu installieren, sollen die Kunden sie abonnieren und über die Cloud nutzen ("Software as a Service", SaaS). Das könne vor allem das Geschäft mit dem Mittelstand treiben, hofft Busch. Vorerst werde das die Margen der Vorzeige-Sparte Digital Industries (DI) drücken, langfristig aber für berechenbarere und stabilere Umsätze sorgen. Der ehemalige Technologievorstand sieht die Verbindung von Maschinen und Anlagen mit Software als grösste Stärke von Siemens.

Stärken will Busch das Software-Busines auch mit kleineren Zukäufen wie zuletzt dem digitalen Marktplatz Supplyframe. "Ergänzende Akquisitionen sind das, woran wir glauben. Aber wir hätten auch die Feuerkraft für transformative Übernahmen", sagt er.

Gemäss Busch haben sich sämtliche Sparten im dritten Quartal des laufenden Fiskaljahres (April bis Juni) gut entwickelt, einige sogar besser als man angenommen habe. Das China-Geschäft laufe auf Hochtouren. Von den knappen Kapazitäten auf dem weltweiten Chip-Markt lasse sich Siemens nicht bremsen. "Ich bin sicher, dass wir den Nachschub sichern und liefern können", betont Busch.

Die Automatisierungssparte DI soll trotz des Umbaus im Software-Geschäft im Bereich einer operativen Marge von 17 bis 23 Prozent bleiben. Für die anderen Kernbereiche hob Siemens die Ziele an: Von der Gebäudetechnik-Sparte Smart Infrastructure (SI) erwartet Siemens nun eine operative Rendite von 11 bis 16 (bisher 10 bis 15) Prozent, im Geschäft mit Verkehrstechnik und Zügen (Mobility) 10 bis 13 (bisher 9 bis 12) Prozent.



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