Die KI-​unterstützte Fotomontage zeigt das 'Rolex Learning Center' der EPFL und das Hauptgebäude der ETH Zürich. (Bild: ETH Zürich)

Mit "Swiss AI" haben die ETH Zürich und die EPFL eine Initiative für Künstliche Intelligenz gestartet. Ziel sei es, die Schweiz als führenden Standort für die Entwicklung und Nutzung einer transparenten und vertrauenswürdigen Künstlichen Intelligenz zu positionieren, heisst es in einer Aussendung dazu. Der neue Supercomputer "Alps" des CSCS soll dazu die Infrastruktur auf Weltklasseniveau bieten.

Hintergrund dazu ist, dass der neue Supercomputer "Alps" im Februar 2024 am nationalen Hochleistungs-​Rechenzentrums CSCS der ETH Zürich in Luganoi den Betrieb aufnehmen wird. Alps gehört mit 10'000 Grafikprozessoren (GPU) der neuesten Generation zu den leistungsfähigsten Rechnern der Welt und wurde speziell für die Bedürfnisse von Anwendungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) entwickelt. Dank dem Zugang zu diesem Rechner könne die Wissenschaft in der Schweiz in Sachen Rechenleistung mit den grössten Tech-​Unternehmen der Welt mithalten, heisst es.

Die Schweiz verfüge damit international über einen grossen Wettbewerbsvorteil. Denn die Supercomputing-​Infrastruktur sei aufgrund der rasanten Entwicklung in der generativen KI weltweit Mangelware und – wo verfügbar – meist im Besitz von wenigen grossen Unternehmen. "Diesen Standortvorteil wollen wir mit der gemeinsamen Initiative nutzen und das in der Schweiz vorhandene Know-​how im Bereich der Künstlichen Intelligenz der ganzen Gesellschaft zugänglich machen", erklärt Christan Wolfrum, ETH-​Vizepräsident für Forschung. "Die Vorreiterrolle in einem so zukunftsweisenden Feld muss die Wissenschaft übernehmen und darf nicht wenigen multinationalen Technologiekonzernen überlassen werden. Nur so können wir die Forschungsfreiheit und die digitale Souveränität der Schweiz sicherstellen."

Transparenz und "Open Source"

Ziel der Initiative sei es, neue so genannte Large-​Language-Modelle (LLM) zu entwickeln und zu trainieren. Diese sollen transparent sein, nachvollziehbare Ergebnisse liefern und die Einhaltung von rechtlichen, ethischen und wissenschaftlichen Vorgaben sicherstellen. "Anders als die heute öffentlich zugänglichen Large-​Language-Modelle setzt die Initiative ganz auf Transparenz und ‘Open Source’. Es muss für alle nachvollziehbar sein, wie und auf welchen Daten die Modelle trainiert wurden und wie sie zu ihren Ergebnissen kommen", betont Jan Hesthaven, Provost und Akademischer Vizepräsident der EPFL.

Für die Entwicklung solcher Modelle nutzt die "Swiss AI"-​Initiative den Angaben nach in den nächsten zwölf Monaten zehn Millionen sogenannter "GPU-​Hours" auf dem neuen Rechner "Alps" – dies entspricht der Rechenleistung eines einzelnen Grafikprozessors, der über 1'100 Jahre lang unter Volllast läuft. Die Schweiz ist laut den Infos das erste Land der Welt, welches eine Forschungsinfrastruktur auf dem neusten Nvidia Grace Hopper Superchip betreibt.

"Swiss AI"-​Initiative ist bereits gestartet

Mit diesen Rechenkapazitäten sollen neue, branchenspezifische KI-​Basismodelle entwickelt werden. Diese können in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden, beispielsweise in Robotik, in Medizin, in Klimawissenschaften oder Diagnostik. Darüber hinaus geht die Initiative auch grundlegenden Fragestellungen bei der Entwicklung und Nutzung von LLM-​Modellen nach. Wie etwa das künftige Zusammenspiel von Mensch und KI aussehen werde, welches der geeignete ethische Rahmen sei, wie man mit Sicherheit und Datenschutz umgeht, oder mit welchen neuen Ansätzen Modelle skaliert und energieeffizienter gemacht werden könnten.

KI für Industrie und öffentliche Verwaltung

Wie es weiters heisst, haben sich die "Swiss AI"-​Initiative auch zum Ziel gesetzt, Wissenschaft, Industrie und Politik zusammenzubringen, um gemeinsam die Entwicklung und den Einsatz der künstlichen Intelligenz in der Schweiz mitzugestalten und voranzutreiben. Bereits etablierte Kooperationen mit Firmen, Spitälern und der öffentlichen Hand würden weiter ausgebaut. Swisscom-​CTO Gerd Niehage kommentiert: "Wir begrüssen die 'Swiss AI'-​Initiative. Als Swisscom sind wir davon überzeugt, dass dies ein wichtiger Baustein für die Schweiz sein wird. Die digitale Transformation wird weiter vorangetrieben und es werden die notwendigen Fähigkeiten geschaffen, damit unser Land eine massgebliche Rolle im Bereich der generativen künstlichen Intelligenz spielt. KI-​Lösungen wie die der 'Swiss AI'-​Initiative sind für Swisscom ein wichtiges Element innovativer, digitaler Lösungen, denen unsere Kunden vertrauen können."

Die in der Schweiz vorhandene Software-​Infrastruktur, das aufgebaute Fachwissen und die entwickelten Basismodelle sollen möglichst offen und direkt an die Gesellschaft und die Industrie weitergegeben werden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, seien künftig auch KMUs immer stärker auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz angewiesen. Sie würden ebenso wie der öffentliche Dienst unmittelbar von der offenen 'Swiss AI'-​Initiative profitieren können, betonen die Initianten. Zudem baue die "Swiss AI-​Initiative" ein Programm zur Unterstützung von Start​ups im KI-​Bereich auf.

Vernetzung von Forschenden aus der ganzen Schweiz

Die ETH Zürich und die EPFL betreiben mit ihren jeweiligen AI-​Zentren, die künftig eng zusammenarbeiten werden, gemeinsam mit dem Swiss Data Science Center interdisziplinäre KI-​Forschung auf Weltniveau. Mit der Initiative soll das Fachwissen von rund einem Dutzend Schweizer Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen gebündelt werden. In den letzten Monaten konnten demnach insgesamt über 75 Professorinnen und Professoren aus der ganzen Schweiz für die Initiative gewonnen werden. Darüber hinaus seien auch internationale Forschende dazu eingeladen, gemeinsam an der Entwicklung von mehrsprachigen und grenzüberschreitenden Open-​Source-LLM zu arbeiten. Die ETH Zürich und die EPFL seien beide schon heute Teil des europäischen KI-​Exzellenznetzwerks ELLIS, zu welchem rund 40 KI-​Hotspots in Europa dazu gehören.



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